
Auditive Wahrnehmung
Das Gehör – der heimliche Konzentrationsräuber
Viele Kinder hören tiefe Töne (wie z.B. die Umgebungsgeräusche im Klassenzimmer) besser als hohe Töne (Stimme der Lehrperson). Für den Schulalltag bedeutet dies, dass sie die störenden Nebengeräusche sehr laut wahrnehmen und es für sie immens schwierig, sich auf die Lehrerstimme zu konzentrieren und zu verstehen was die Lehrperson sagt. Zudem fällt es ihnen sehr schwer die «wichtigen» Geräusche von eher «unwichtigen» Geräuschen zu trennen. Für diese Kinder ist alles wichtig! Diese Überforderung ist ein oft versteckter Konzentrationsräuber. Dies kann im Laufe des Schulalltags dazu führen, dass die Kinder schneller ermüden, unaufmerksam und unkonzentriert wirken und eventuell den Unterricht stören. Figur-Grundwahrnehmung: Eine gute Figur-Grundwahrnehmung ermöglicht dem Kind, Sprache sowie wichtige Geräusche oder Stimmen aus einer Geräuschkulisse herauszufiltern. Auffälligkeiten zeigen sich beim Kind wie folgt:
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Bei einer lauten Geräuschkulisse versteht das Kind die Anleitung der Lehrperson nicht
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Beschwert sich, wenn durcheinander gesprochen wird
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In grossen Gruppen schnell gereizt, hält sich die Ohren zu oder zieht sich zurück
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Fragt oft nach
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Ein Einzelsituationen zeigt es ein deutlich besseres Sprachverstehen
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Hat eine erhöhte Sprechlautstärke, wenn es spricht, beklagt sich jedoch über den Lärm der anderen Kinder
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Erwachsenen mit diesen Problemen fällt es z.B. schwer, in einem Restaurant einem Gespräch zu folgen oder sich im Grossraumbüro auf ein Telefongespräch konzentrieren zu können.
Um Gehörtes zu verstehen, braucht es mehr als gute Ohren!
«Jetzt hör doch mal zu...!!!», «Muss ich immer alles dreimal sagen...?!» solche Aussagen fallen in vielen Familien täglich und belasten das Familienleben immens. Aber nicht nur Kinder haben mit diesen Alltagsschwierigkeiten zu kämpfen, auch Erwachsenen fällt es häufig sehr schwer, Gehörtes wirklich zu verstehen. Und dies, trotz Bestätigung, dass mit den Ohren alles in Ordnung ist. Und genau hier liegt das Problem verborgen. Denn Hören findet nicht ausschliesslich mit den Ohren statt, sondern es ist vor allem ein Vorgang im Gehirn. Die Schallwelle wird über den Gehörgang zum Trommelfell geleitet und versetzt dieses in Vibration. Diese Vibration wird über die Gehörknöchelchenkette weiter in die Schnecke im Innenohr geleitet und dort in Nervenimpulse umgewandelt, welche über den Hörnerv ins Sprachzentrum im Gehirn weitergeleitet werden. Die Verarbeitung des Signals, die Wahrnehmung, das Hören und Hinhören sowie das Verstehen erfolgt also nicht nur durch unsere Ohren, sondern mehrheitlich durch unser Gehirn! Diese Hörverarbeitung und Hörwahrnehmung ist die Grundvoraussetzung für das Verstehen von Sprache und wird in der frühen Kindheit erlernt. Und genau in dieser Zeit haben viele Kinder zahlreiche Erkrankungen im Hals-Nasen-Rachenbereich (z.B. Mittelohrentzündungen, Paukenergüsse, Angina etc.) welche den Druckausgleich im Mittelohr erschweren und das ungehinderte Schwingen des Trommelfells beeinträchtigen. Kam es zu einer Störung im Bereich der Hörverarbeitung und Hörwahrnehmung, kann sich dies in sehr unterschiedlicher Weise zeigen. Die betroffene Person kann z.B. einzelne Sprachlaute nicht unterscheiden, Sprache nicht aus einem Störgeräusch heraushören, empfindet ev. Umgebungsgeräusche als sehr unangenehm und versteht Inhalte falsch oder ungenau. Die Beeinträchtigung dieser neuronalen Weiterverarbeitung wird als zentrale Fehlhörigkeit bezeichnet. Die zentrale Fehlhörigkeit und ihre Auswirkungen sind in der Öffentlichkeit leider noch viel zu wenig bekannt.
Wenn das Beil zum Pfeil und die Maus zur Laus wird
Es gibt unterschiedliche Ursachen für Lese-Rechtschreibprobleme oder eine Legasthenie. Häufig ist jedoch eine auditive Wahrnehmungsschwierigkeit massgeblich mitbeteiligt. Das Sprachzentrum im Gehirn verarbeitet gehörte, gelesene, geschriebene und gesprochene Sprache. Kann das Kind den Unterschied zwischen ähnlich klingenden Lauten wie p/b, d/t oder eine Dehnung nicht heraushören, wird das Erlernen der richtigen Rechtschreibung und auch das Lesen sehr schwierig. Die Lautdiskriminationsfähigkeit (Erkennen feiner Klangunterschiede) ist sehr wichtig für den Schriftspracherwerb und das Leseverständnis. Auffälligkeiten
zeigen sich beim Kind wie folgt:
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Ähnlich klingende Wörter wie Nadel-Nagel, Hut-Mut oder Glas-Gras können nicht gut unterschieden werden
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Sie nehmen ähnlich klingende Laute und Wörter nur verschwommen wahr, insbesondere Mitlaute wie b-d, g-k, p-t
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Verwechselt ähnlich klingende Wörter beim Diktat
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Reimwörter und ähnlich klingende Wörter werden nicht bzw. schlecht erkannt (z.B. Haus-Maus-Tisch)
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Fragt auch in Einzelsituationen öfters nach
Lautanalyse und Lautsynthese
Es gelingt dem Kind nur schwer Laute aus einem Wort zu analysieren (z.B. «was hört man am Anfang von Indianer» = Lautanalyse) oder Silben zu einem Wort zusammenzuziehen (z.B. Fuss-ball-feld =Lautsynthese). Was ein Kind nicht richtig hören kann, kann es auch nicht richtig schreiben!
Mit dem JIAS Hörtraining wird die auditive Wahrnehmungsverarbeitung aktiv unterstützt und es gelingt dem Kind besser, den Störschall auszufiltern, um sich so auf das Zuhören und Aufnehmen der Lerninhalte konzentrieren zu können. Das Programm wird individuell auf den Anwender und seine Hörverarbeitungsschwierigkeiten angepasst, das Training erfolgt zu Hause und hat folgende Ziele: Verbesserung der Hörfunktion, Steigerung der Konzentration und Aufmerksamkeit, bessere Lese- und Rechtschreibleistungen, Unterstützung der Sprachentwicklung und des Sprachverständnisses, Hemmung einer Hörüberempfindlichkeit etc.